U17 – Chiemgau Traunstein 2:2 (1:2)

U17 – Chiemgau Traunstein 2:2 (1:2)

Verschenkte Punkte

Es waren Momente, die die Fußballnation erzittern ließen: „Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen. Rahn schießt. Tooor. Tooor. Tooor“. So erlebten es 1954 Millionen Deutsche am Radio live aus dem Wankdorf-Stadion zu Bern. 60 Jahre später klang es aus dem Maracanã in Rio so: „Mach ihn! Mach ihn! Er macht ihn! Mario Götzeeeeee!“ Sätze, die sich in die Gehirnwindungen aller Fußballfans einbrannten und bis heute die einschlägigen Synapsen zum Schwingen bringen. Weniger präsent im kollektiven Fußballgedächtnis jedoch ist Italia Novanta, das WM-Finale im römischen Olympiastadion, denn kaum jemand wird sich an den Kommentar zum deutschen Siegtreffer erinnern. Stattdessen ist der Hamburger Andi Brehme, der Schütze des entscheidenden Strafstoßes, eher bekannt durch seine eigenen einprägsamen Weisheiten zum Fußballsport, unter anderem durch dasunvergleichliche Sprachdenkmal: „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß!“. Daran könnten die Verteidiger der Garchinger U17 am Samstag gedacht haben, als es nach 20 Minuten bereits 0:2 hieß.

Wenn man es böse ausdrücken wollte, könnte man sagen dass die Garchinger U17 an diesem Samstag vier Tore geschossen hat: zwei hinten und zwei vorne. Ganz so war es natürlich nicht, obwohl die beiden Traunsteiner Treffer unter aktiver Beihilfe der Garchinger Abwehr zustande kamen, die in völliger Verwirrung zwei Gastgeschenke verteilte, eines bereits nach sieben, das zweite nach 20 Minuten. So hatten sich das die Mannschaft der Hausherren, ihre Trainer und ihre Zuschauer definitiv nicht vorgestellt.

Glücklicherweise dachte niemand daran, dass mit diesem Ergebnis das Spiel bereits gelaufen war. Garching war eindeutig die bessere Mannschaft, kombinierte teilweise bis in den gegnerischen Strafraum hinein, hatte zeitweise Pech bei zweifelhaftenAbseitsentscheidungen des Schiedsrichters und litt wieder einmal unter eigensinnigem Stürmerverhalten, wenn ein Pass in die Mitte auf einen völlig freistehenden Mitspieler wesentlich angebrachter gewesen wäre als ein relativ aussichtsloser Torschuss aus spitzem Winkel.

Garching spielte überlegen, auch wenn es der Mannschaft, die aus verschiedenen Gründen nur drei Spieler auf der Ersatzbank sitzen hatte, nicht gelang, etwas Zählbares zu produzieren. Allerdings muss einschränkend bemerkt werden, dass nicht alle Spieler ihren besten Tag hatten. Abspielfehler im hinteren Mittelfeld brachten den Gegner regelmäßig ins Spiel, der allerdings, besonders im Spiel nach vorne, wenig zustande brachte. Dann endlich, nur wenige Minuten nach dem zweiten folgenschweren Aussetzer der Abwehr, war es soweit: Ein Stürmer brach in der Mitte durch und erzielte den lange vermissten Anschlusstreffer.

„Jetzt geht’s los“, müssen viele gedacht haben, die am Spielfeldrand mitfieberten und –zitterten. Aber von wegen. Das Spiel lief unter lautstarker Dauerkritik amUnparteiischen von Seiten der Traunsteiner Bankeinfach so weiter: Hinten passierte kaum etwas, in der anderen Hälfte zeigten die schnellen Außenverteidiger aus Traunstein ihre Qualitäten und ließen den Stürmern der Gastgeber nur wenig Raum. Die Garchinger Abwehr stabilisierte sich langsam, wobei riskante Rückgaben zum Torhüter bei den Beobachtern immer wieder leichte Angstanfälle verursachten, und die Schwächen im Spiel nach vorne wurden nun immer offensichtlicher und führten dazu, dass ein geregelter Aufbau kaum noch möglich war. Dann war Halbzeit.

Wenn ein Höhepunkt der zweiten Hälfte die Rote Karte für den Traunsteiner Trainer war, der weiterhin unentwegt und hemmungslos laut die Schiedsrichterentscheidungen kommentierte, bis es letzterem zu dumm wurde, dann ist eigentlich fast alles über die letzten 40 Minuten gesagt. Ein anderer Höhepunkt war der längst fällige Ausgleichstreffer, der nach 70 Minuten fiel. Die Einwechslung in der Garchinger Abwehr brachte Stabilität in die Verteidigung. Viel mehr ist allerdings nicht zu sagen über eine Halbzeit, die von vielen Fouls und Verletzungsunterbrechungen geprägt war, wasglücklicherweise auf keiner Seite zu ernsteren Folgen führte. Zwei bis drei gute Garchinger Gelegenheiten wurden noch verpasst – das war’s dann.

Die Konsequenz: Spiel abhaken und die Sache am kommenden Samstag konzentrierter und cleverer angehen.