U17 – DJK Ingolstadt

U17 – DJK Ingolstadt

 U17 – DJK Ingolstadt 1:2 (1:1)

05.11.2022

 

Fußball verkehrt

Ingolstadt liegt 65 km von Garching entfernt. Mit dem Auto braucht man laut Google circa 42 Minuten, wenn man die A9 nimmt. Diese Zeit dürfte den Ingolstädter Spielern und deren Anhang nicht gereicht haben, um herauszufinden, wie und warum sie dieses Spiel gegen die U17 von Garching gewinnen konnten. Höchstwahrscheinlich rätseln sie noch heute über ein Phänomen, das im Fußball immer wieder mal zu erleben ist, bei der Garchinger U17 aber irgendwie dazugehört: Die weitaus bessere Mannschaft verliert das Match.

So brutal kann dieses Spiel sein. Eine bis auf zwei Ausnahmen solide Garchinger Abwehr, mit einer wie eigentlich immer überragenden zentralen Verteidigung, mit schönen Kombinationen, oft eingeleitet durchüberlegtes und zielgenaues Spiel im Mittelfeld und höchst motivierte Angreifer – all das konnten die Zuschauer an dem verregneten Samstagvormittag erleben, aber all das zählt letztendlich nicht, wenn das Salz in der Fußballsuppe fehlt. Und so mussten sie am Ende ebenso enttäuscht wie die niedergeschlagenen Spieler nach Hause fahren, weil wieder einmal die Erntefür die an diesem Tag besonders gute Arbeit nicht eingefahren wurde.

Dabei ging es vielversprechend los. Das Heimteam trug schwungvolle Angriffe vor und degradierte die Gästemannschaft zu mehr oder weniger hinterherlaufenden Statisten. Krachend wurde die Querlatte des Ingolstädter Tors auf ihre Festigkeit überprüft und die Garchinger Jungs erspielten sich mit ihren munter nach vorne getragenen Angriffen immer mehr Chancen. Die Gäste hätten sich nicht beklagen dürfen, wenn sie mit zwei Toren im Rückstand gelegen hätten, als nach einem schönen Sturmlauf über rechts der Pass im linken Rückraum aufgenommen und in sehenswerter Manier und unhaltbar für den Keeper im Tor versenkt wurde. 25 Minuten waren zu diesem Zeitpunkt vergangen, und kein Anwesender an der Schleißheimer Straße, weder Ingolstädter und schon gar nicht Garchinger Anhänger, zweifelte daran, dass es so weitergehen würde.

Allerdings nicht lange, denn schon kurz darauf sprang dem Torhüter der Hausherren der Ball so unglücklich an die Brust, dass er über ihn seinen Weg über die Torlinie fand. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis der zutiefst betroffene letzte Mann der Garchinger, dem seine Mannschaft schon so viele Punkte verdankt, zu seiner gewohnten Souveränität zurückfand und wieder hielt, was zu halten war. Seine Vorderleute spielten überlegen weiter, ließen im eigenen Strafraum nichts zu, abererwiesen sich im gegnerischen trotz weiterer gut herausgespielter Chancen als absolut harmlos.

Dann war Halbzeit. Die Garchinger Jungs kamen entschlossen aus der Kabine und legten auch gleich los. Was dann folgte, stellte den Spielverlauf völlig auf den Kopf: Die Garchinger Spieler rannten ein ums andere Mal frei auf den gegnerischen Torhüter zu und scheiterten immer wieder, entweder weil ihr Abschluss direkt auf den Mann gezielt war oder knapp am Tor vorbeiging, während die Gäste mit ihrem zweiten oder dritten Angriff des gesamten Spiels für Überzahl auf der linken Verteidigungsseite sorgten und nach zwei, drei Pässen relativ ungehindert den Führungstreffer erzielen konnten, für den das Attribut „unverdient“ eher noch eine Untertreibung darstellt.

Garching drückte weiter, erspielte sich weitere Chancen, Ingolstadt verwaltete mit Glück und Geschick die Führung. Die jetzt vorgenommenen Einwechslungen änderten nichts an der Art und Weise, wie Garching an diesem Tag im Sturm den Sieg verspielte. Was sich änderte, waren die eingewechselten Akteure, die wie ihre Vorgänger ein paar hundertprozentige Gelegenheiten liegen ließen. Wer am Spielfeldrand noch Haare auf dem Kopf hatte, war eifrig damit beschäftigt, sich dieselben zu raufen, während die anderen entsetzt über die vergebenen Chancen den Blick abwandten.

Auf dem Platz ließ jetzt die Motivation und der Schwung der ersten Hälfte nach und die Zuschauer bekamen immer mehr den Eindruck, dass der VfR noch stundenlang gegen das gegnerische Gehäuse anrennen könnte, ohne einen Treffer zu erzielen. Die Ahnung verdichtete sich, dass dieses Spiel mit einer Niederlage enden würde, obwohl sich die Jungs weiterhin bemühten. Die Luft war gegen Ende der Begegnungeinfach raus, und der gute Schiedsrichter beendete ein Match, das aus Garchinger Sicht nicht unbefriedigender hätte verlaufen können.

Wenn man vom Ärger über die vielen vergebenen Großchancen absieht, muss man konstatieren, dass die Garchinger Jungs in diesem Match eine Leistungssteigerung gezeigt hatten, die richtig Freude gemacht hatte. Und allen Unkenrufen zum Trotz muss gesagt werden, dass die Begegnung nicht hinten, sondern im Sturm verloren wurde, dessen Akteure im Training die Dinger zwar reihenweise reinhauen, aber dort, wo es drauf ankommt, Nerven zeigen.

So einfach ist das Rätsel dieser Heimniederlage zu lösen: Wenn der komplette Sturm des Vereins für Rasenspiele Garching beim Toreschießen versagt, der gegnerische Torhüter hält, was zu halten ist und die Deutsche Jugendkraft Ingolstadt mit einem Dusel ausgestattet ist, der für die gesamte Saison ausreichen würde, dann braucht sich niemand über dieses Ergebnis zu wundern.

Aber das wird auch wieder mal anders. Hoffentlich möglichst bald!